Die Geschichte des Reit- und Fahrverein Niederstotzingen
Der Grundstein des Vereins wurde mit der Gründerversammlung am 25.02.1977 gelegt. Unter der Wahlleitung des Bürgermeister Gekeler wurde an diesem Tag die erste Vorstandschaft gewählt. Unter Franz Groll als erstem und Dr. Walter Deffner als zweitem Vorsitzenden startete der junge Verein in seine Zukunft.
Mit Verabschiedung der Satzung am 01.04.1977 und Anerkennung der Gemeinnützigkeit am 01.08.1977 waren auch die weiteren rechtlichen Schritte getan, um sich offiziell als Verein präsentieren zu können.
Dies wurde dann recht rasch auch getan – mit der 1. Fuchsjagd des Vereins. Die Strecke führte damals vom Reitplatz über die Lindenau und Bocksteinhöhle zum Rastplatz und dann über die Bärenhöhle und das Lonetal wieder zurück. Als Fuchs ritt Jakob Koch voran, 40 Reiter der umliegenden Vereine hinterher. Die Trophäe dieser ersten Veranstaltung der RFVN konnte sich Herr Bosch aus Aufhausen sichern, der zuletzt der Allerschnellste war.
Weiter ging es im Veranstaltungskalender mit dem Reiterfasching am 18.02.1978. An diesem Abend wurde die Turnhalle in Oberstotzingen gemietet um den Reitern und Freunden einen Platz zum Feiern zu bieten. Die Band „The Strangers“ die damals spielte, ist sicher heute noch einigen im Ohr.
Knapp ein Jahr nach der Gründerversammlung wurde die erste Hauptversammlung des Vereins abgehalten. Da damals noch kein Reiterstübchen zur Verfügung stand, wurde diese in der Bahnhofsgaststätte in Niederstotzingen abgehalten. Der Verein zählte zu diesem Zeitpunkt 49 Mitglieder und 40 angemeldete Pferde.
Bei der Versammlung wurde schnell klar, eine Halle musste her. Um sich ein klareres Bild zu machen, wie diese aussehen soll, wurden zunächst die bestehenden Reithallen der Umgebung besichtigt. Im Januar 1979 hat der Verein dann die Zusage für den Landeszuschuss erhalten und konnte seine Pläne konkretisieren. Am 15.02.1979 wurde dann der Beschluss gefasst eine Reithalle mit 23 x 45 m mit einer Holzkonstruktion zu errichten. Kostenvoranschlag 250.000 DM. Viel Geld für einen noch jungen, kleinen Verein. Glücklicherweise überbrachte der Bürgermeister im März 1979 die Zusage des Gemeinderats für eine Ausfallbürgschaft in Höhe von 100.000 DM. Im April 1979 wurde dann der Bauplan für die Reithalle zur Genehmigung beim Landratsamt Heidenheim eingereicht und im Mai der Zuschlag für den Bauauftrag der Holzkonstruktion an die Fa. Groos aus Bad Mergentheim erteilt. Mit Erhalt der Baugenehmigung im September 1979 konnte es dann los gehen und am 03.10.1979 wurde der erste Spatenstich für den Bau der Reithalle gesetzt. Nach nur zweieinhalb Monaten Bauzeit nagelte Robert Hartmann am 15.12.1979 den Richtbaum an den Fist und im Gasthaus „Löwen“ bei Johanna und Adolf Kaufmann wurde zum Aufrichtschmaus geladen. Im August 1980 waren dann auch die Ausbaumaßnahmen abgeschlossen und die Halle steht.
Die Förderung der Reiternachwuchs lag dem Verein schon früh am Herzen. Franz Groll jun. hatte im Dezember 1978 seine Prüfung zum Reitwart abgelegt und betreute seither die sportliche Förderung der Jugend. Im Mai 1979 kam neben dem klassischen Reitunterricht auch eine Voltigiergruppe dazu. Unter der Leitung von Gudrun Moser und Erika Klapczynski trainierten die Kinder und Jugendlichen auf der Haflingerstute „Elke“, die freundlicherweise von Susanne von Zabern zur Verfügung gestellt wurde. Als Frau von Zabern 1979 verstarb kaufte der Verein die lieb gewonnene Stute und ihr Fohlen „Anja“. Die beiden Haflinger waren somit die ersten Vereinspferde des RFVN. Im Juni 1980 kam die Stute „Beauty“ mit dazu, die bereits als Voltigierpferd ausgebildet war und die Voltigiergruppe deutlich voran brachte.
Die Nachwuchsarbeit zahlte sich aus. Bei der Hauptversammlung am 21.03.1980, die im Gasthaus „Löwen“ abgehalten wurde, zählte der Verein bereits 102 Mitglieder und im Mai 1980 wurde der RFVN in den Landessportbund Baden Württemberg aufgenommen.
Der Verein lädt seit Anbeginn im Juli zum Reitturnier auf seiner Anlage ein. Im Juli 1980, dem 3. Reitturnier der Geschichte, wurde dem Verein die Ehre zuteil Austragungsort für die Kreismeisterschaften des Kreis Heidenheim der Kategorie B/C zu sein.
Parallel zu den Turniervorbereitungen ging auch die Fertigstellung der Reithalle weiter voran. Im Juli 1980 wurde der Reitboden geliefert, womit im Herbst bereits die ersten Pferde die Bahn nutzen konnten. Zu Beginn des Jahres 1981 wurde der letzte wichtige Teil, die Bande, fertiggestellt und ein kleines Reiterstübchen zum gemütlichen Beisammensein ausgebaut. Über 6.500 Helferstunden steckten in diesem Projekt, dass bis auf die Holzkonstruktion in völliger Eigenregie gestemmt wurde. Das musste natürlich gebührend gefeiert werden. Die offizielle Einweihung der Reithalle fand im Rahmen eines 2 tägigen Festprogramms statt. Unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Gekeler lud der Verein am 23./24. Mai 1981 zur Feier ein und freute sich über die Segnung der Reithalle und der Pferde durch Pfarrer Josef Lang. Die Anlage des RFVN war nun 2,5 ha groß und verfügte neben der 23 x 45 m großen Reithalle mit einer Reitbahn von 20 x 40 m, auch über vier Außenplätze die beste Konditionen für den Sport bieten konnten.
Das sprach sich schnell herum und so übertraf die Anmeldezahl für das Reitturnier im Jahr 1981 alle Erwartungen. Mit über 560 Pferden am Start war es die bislang größte Veranstaltung des Vereins. Belastungsprobe und zugleich Aushängeschild eines jungen Vereins, der selbst dieser Größenordnung im Team gut gewachsen war und sich so für die folgenden Jahre weiterempfehlen konnte. Das Sommerturnier im Juli auf der Anlage des RFVN wurde bei vielen Reitern der Region zur festen Größe im Turnierterminkalender.
Und auch selbst waren die Reiter des Vereins sportlich orientiert. Im Anschluss an das Turnier begann Hubert Wiese die Aktiven auf die Reitabzeichenprüfung im Herbst vorzubereiten. Neben praktischem Unterricht in Dressur und Springen bzw. Fahren wurde fleißig auch Theorie gelernt, sodass alle Prüflinge ihr Abzeichen erfolgreich ablegen konnten. 6 Mitglieder erhielten das Bronzene Reitabzeichen, Markus Lindenmaier bereits dass silberne Reitabzeichen und 5 weitere Mitglieder konnten sich im November 1981 Besitzer des Fahrabzeichens in Bronze nennen.
Sportlich erfolgreich zeigte sich auch die Voltigiergruppe des Vereins, die bereits bei ihrem ersten Turnierauftritt am 16.05.1982 in Murrhardt einen ersten Platz mit nach Hause bringen konnte.
Im März 1982 fand das erste Hallenturnier in der neu errichteten Reithalle statt. Nur eine Woche später wurde die erste Hengstschau auf der Anlage der RFVN abgehalten, bei der 19 Zuchthengste präsentiert wurden. Das erste Turnier mit Fahrprüfungen wurde im Juli abgehalten. Ein Jahr der Premieren.
Besonders erfolgreich waren beim Turnier 1982 die jugendlichen Reiter des Vereins Petra Koch, Karin Schultheiss, Kerstin Schmid, Tilman Barthelmeß und insbesondere Markus Lindenmaier, der mit seinen erst 14 Jahren in den Landeskader aufgenommen wurde und damit zur Baden Württembergischen Auswahl der jungen Reiter zählte. Im September 1983 feierte der junge Mann dann bereits einen großen Erfolg als er mit seinem „Lasso“ bis nach Aachen reisen durfte, um in der Sörs zu reiten.
Der Erfolg der jungen Leute kam nicht von ungefähr. Der Verein engagierte sich in den verschiedenen Disziplinen sehr, um eine breitgefächerte solide Ausbildung der Mitglieder zu gewährleisten. Zum Ende des Jahres 1982 absolvierte Dieter Klapczynski mit Erfolg den Reitwartlehrgang in Marbach um das Reilehrerteam des Vereins weiter zu verstärken. Im Fahrsport wird im Herbst diesen Jahres ein Fahrkurs mit Ulrich Deiss angeboten, der großen Anklang fand. Im März 1984 konnte der Verein Paul Lorenzo, den damals bereits 7-fachen Meister im Voltigieren, für einen Voltigierforbildungskurs gewinnen. Für diesen kamen über 180 Kinder und Jugendliche aus ganz Baden Württemberg auf die Anlage des RFVN.
Das Hallenturnier im März und das Reit- und Fahrturnier im Juli haben sich 1983 bereits zu festen Größen im Vereinskalender entwickelt. Neue Sensation war das 1983 erstmals ausgetragene Nachtspringen, einer Springprüfung Kl. L mit Stechen bei Flutlichtbeleuchtung, dass Bernhard Knapp für sich entscheiden konnte. Auch heute noch bzw. wieder ist das Nachtspringen beim Niederstotzinger Reitturnier ein Publikumsmagnet, der besonderen Nervenkitzel verspricht.
Über die Jahre entwickelte sich auch die Anlage weiter. Im November 1982 wurde eine Beregnungsanlage für die Reithalle installiert. Im September 1983 wurde der Springplatz hinter der Halle angelegt, im Mai 1984 der Fahrplatz. Im Juni 1984 musste der wasserundichte Giebel der Halle neu verschalt werden, im Dezember 1984 wurde mit dem Ausbau des neuen Reiterstübchens im Obergeschoss der Reithalle begonnen. Im Juli 1986 wurde ein Anbau für die Lagerung des Turniermaterials in Angriff genommen und im September 1986 der Fahrplatz planiert und neu angelegt. Das Gesamtkonzept der Anlage nahm mit diesen Veränderungen immer mehr Gestalt an und wurde durch den 10 Jahres Pachtvertrag mit der Stadt für die 60 ar südlich der Halle auf solide Beine gestellt.
1984 erkrankte das Schulpferd „Beauty“ so sehr, dass sich der Verein im August leider von ihr trennen musste. Als Ersatz wurde „Ligges“ erworben, der im Februar 1986 Gesellschaft von „Samara“ bekam, die zum neuen Voltigierpferd ausgebildet werden sollte.
Die Hauptversammlung im Mai 1985 konnte bereits im noch nicht ganz fertiggestellten neuen Reiterstübchen abgehalten werden und bereitete die Mitglieder auf einen straffen Terminkalender für das Jahr 1985 vor. Im Mai wurde ein separates Kreismeisterschaftsturnier auf der Anlage abgehalten, das in der Kategorie Fahren der Niederstotzinger Helmut Lindenmaier für sich entscheiden konnte. Am 30.06.1985 folgte der 1. Volksritt rund um Niederstotzingen, an dem 50 Reiter und Gespanne teilgenommen haben. Im Juli dann das große Reit- und Fahrturnier, das in diesem Jahr Dressurprüfungen bis zur Klasse M auf dem neu aufbereiteten Dressurplatz abhalten konnte.
Und auch in den Jahren darauf ist der Veranstaltungskalender voll. Besonders gefreut hat sich der Verein über die große Teilnehmerzahl von 27 Hengsten an der Hengstparade am 09.03.1986 und die Teilnahme des baden-wüttembergischen Meisters der Gespannfahrer, Willi Schöttle, am Reit- und Fahrturnier im Juli. Besonderheit im Jahr 1986 war der Vereinsausflug nach Ungarn, der zusammen mit dem Reitverein Baiershofen organisiert wurde. In Budapest bot sich die Möglichkeit einer Stallbesichtigung und eines Rittes durch die Pusta. Wer nicht sattelfest war konnte sich auch mit der Kutsche durch die Prärie fahren lassen. Sicher ein Erlebnis, dass die Beteiligten noch lange vor ihrem inneren Auge hatten.
Dass die Mitglieder des RFVN nicht nur reiten können, stellten sie im Januar 1987 unter Beweis, als sie zusammen mit dem TSV Hürben das Theaterstück „Viel Lärm um Nichts“ auf die Bühne brachten.
Der Verein hatte in den ersten 10 Jahren seiner Geschichte sehr viel geschafft – durch tatkräftige Unterstützung und viel Engagement seiner Mitglieder. Als Dankeschön dafür wurde am 26.09.1987 ein großes Helferfest abgehalten. Beim gemütlichen Beisammensein wurden Dias von Gerhard Reiser gezeigt, die die Entwicklung des Vereins und seiner Reiter wiedergespiegelt haben. Symbol des Zusammenhaltes der Gemeinschaft war die von Wolfgang Hackel entworfene Standarte, deren Einweihung in einem Videofilm von Walter Guckes festgehalten wurde. Ein Ereignis an das man sich beim Helferfest gerne zurückerinnerte.